Nach dem langjährigen Ringen um den Erhalt der alten Likörfabrik in Harburg und dem bestreben ein soziales Projekt dort entstehen zu lassen, steht der Verein Li.fa e.V. vor einem vorläufigen enttäuschendem und ernüchternden Ende. Kurz vor einer Einigung und einem möglichen Kauf kam dann doch alles anders als erwartet.
Vom jetzigen Eigentümer Arne Weber wurde dem Li.fa e.V über Dritte im April diesen Jahres mitgeteilt das es einen weiteren Interessenten gäbe: einen Investor der bereit sei wesentlich mehr Geld zu bieten und die Hilke Häuser zu sanieren. Von diesem Investor ist inzwischen keine Rede mehr. Vielmehr wurde dem Li.fa e.V. bei der 61. Sitzung der Begleitgruppe Harburger Binnenhafen am 28.09.2022 mitgeteilt, dass Herr Weber sich nun selbst für einen von ihm durchgeführten Erhalt und damit verbunden einem neuen Bauvorhaben rund um die Likörfabrik entschieden habe.
Bei der kurzen Vorstellung des Vorhabens staunten die Teilnehmer*innen inklusive anwesenden Vereinsmitgliedern nicht schlecht. Vom Hamburger LIG beauftragt für Herr Weber wurde ein Konzept mit sozialem Wohnungsbau in Form eines Studierenden-Wohnheim präsentiert, dass an vielen Stellen den Vereinsmitgliedern sehr bekannt vorkam. Doch es geht bei dieser Kritik nicht um Plagiatsvorwürfe, sondern um den Umstand das von Seiten des Bezirks und städtischen Institutionen wohl mehr daran gelegen ist einen erfolgreichen Bauunternehmer finanziell zu unterstützen, als ein Projekt für langfristigen sozialen Wohnungsbau von engagierten jungen Menschen.
So wurde das gewonnene Gerichtsverfahren gegen Weber, welches ihn verpflichtet Sicherungsmaßnahmen am Denkmal vorzunehmen, nicht als Anlass genommen über Möglichkeiten einer sofortigen Sicherung der Hilke-Häuser zu diskutieren. Des Weiteren wurde eine Enteignung aufgrund jahrelanger Vernachlässigung im Sinne des Denkmalschutzgesetzes nicht weiter verfolgt.
Auch der Verkaufsprozess soll nicht politisch begleitet werden. Stattdessen entsteht der Eindruck, dass der Bezirk Harburg mit seinen verantwortlichen Ämtern und Akteur*innen darauf hoffe, dass das „Immobilienunternehmen (HC Hagemann) mit vielen Bauprojekten in Harburg“ nun doch nach Jahrzehnten des Verfalls die Güte besitzt, sich der Rettung der Likörfabrik anzunehmen. Ob und wann, das blieb in allen bisherigen Äußerungen nur sehr vage oder ganz offen.
„Das unternehmerisches Handeln im Kapitalismus von Profitinteresse und nicht sozialem Engagement getrieben wird ist kein Geheimnis, sich trotz anderer Möglichkeiten diesen Weg als „Lösung“ zu suchen, ist eine politische Entscheidung die ernüchtert und enttäuscht.“, sagt Katharina Kucza vom Li.fa e.V.. Der Li.fa e.V. wird sich weiterhin in die Diskussion um sozial gerechten Wohnraum und insbesondere den Erhalt der Likörfabrik einmischen, ob jedoch die Hilke-Häuser weiterhin ihrem stetigen Verfall preisgegeben werden oder doch noch Hoffnung für einen Erhalt durch ein soziales Projekt besteht, liegt momentan nicht mehr in der Hand des Vereins.