Das Hilke Ensemble ist ein städtebauliches und architektonisches Juwel, das wir retten und erhalten wollen. 1833 erbaut wurde hier kurze Zeit später mit der Produktion von Likören und Destillaten unter Osterhoff begonnen. Somit gehört die Likörfabrik zu einem der ersten Unternehmen im Harburger Binnenhafen. 1985 wurde die Produktion allerdings aufgegeben. Das Ensemble ist im Binnenhafen eines der letzten Zeugnisse der Menschen, die einst das ökonomische Rückgrat Harburgs gebildet haben. Die alte Likörfabrik erzählt eine Geschichte: die der Arbeitsbedingungen zur Zeit der Industrialisierung bis in die 1980er hinein. Grundrisse dokumentieren die historische Enge und das Elend der Lebensverhältnisse, an den Fassaden sind die Spuren der Zeit lesbar und in den Häusern selbst, sind Kostbarkeiten verborgen. Das Ensemble hat Kriege, Revolutionen, Kahlschlagsanierungen und die Vernachlässigung der vergangenen Jahrzehnte überlebt.

Auf dem Grundstück Karnapp 15 wurde 1833 eine der ersten fabrikähnlichen Anlagen in Harburg gegründet. Bei dem Vorderhaus handelt es sich um einen traufständigen, dreigeschossigen Rotziegelbau, dem Sohlbankgesimse eine deutliche horizontale Gliederung verleihen. Es wurde 1859 als Wohn- und Geschäftshaus für die Spirituosen- und Likörfabrik von H. Osterhoff errichtet. Die auf dem rückwärtigen Grundstück befindliche Bebauung könnte im Kern noch älter sein, da sie bereits im Harburger Stadtplan von 1847 verzeichnet ist. Allerdings erfolgten in späteren Jahren verschiedene Neu- und Umbauten an den Hintergebäuden. 1872 entstand ein neues Fachwerk Hinterhaus, 1897 wurden Kesselhaus und Pferdestall um- bzw. neu gebaut. Schließlich wurde 1901 ein gemauerter Schornstein mit Gesimskranz errichtet. Zu diesem Zeitpunkt waren Belegenheit und Betrieb bereits an den neuen Besitzer Louis Hilke übergegangen. Der dreigeschossige Wohnhausbau Karnapp 16, den Louis Hilke 1899 als Erweiterung des Gebäudes Nr. 15 im gleichen Stil errichten ließ, ist ebenfalls mit roten Ziegeln verblendet. Sohlbankgesimse und Ecklisenen bilden auch hier eine zurückhaltende Dekoration.

Die Likörfabrik ist das letzte historische Manufaktur-Ensemble im Harburger Binnenhafen, dass es in seiner baulichen Struktur zu erhalten gilt. Das gesamte Ensemble ist bereits als Denkmal geschützt.

Aufgrund der jahrelangen Vernachlässigung der Gebäude ist eine umfassende Instandsetzung und Sanierung der Bausubstanz notwendig. Insbesondere Dächer, Fenster und die Versorgungstechnik müssen erneuert werden. Zudem sind die Gebäude von Hausschwamm befallen, welcher fachgerecht entfernt werden muss.

Die Geschichte

der Likör-& Spirituosenfabrik

„Louis Hilke“ stand in gelben Leuchtbuchstaben an der Fassade, und „Hilke, Spirituosen Likörfabrik, gegr. 1833“ lauten die Schriftzüge in den Fenstern der ehemaligen Kontor Räume am Karnapp 15 & 16 im Binnenhafen.

 

– Es ist ein Brauch von alters her:
Wer Sorgen hat, hat auch Likör! –
Wilhelm Busch, ‚Die fromme Helene‘,

16. Kapitel

Weitere Informationen

Aufnahmen der Likörfabrik von Neu bis Alt